Mittelstrecken-Raketen
Vortrag und Diskussion
mit Jürgen Wagner
(Informationsstelle Militarisierung IMI)
Café Grenzbereiche, Platenlaase
Mittwoch, 23. Oktober 2024
Beginn: 19.30 Uhr
Abschreckung oder Provokation?
Ab 2026 wollen die USA weitreichende Raketen in Deutschland stationieren.
Am 10. Juli 2024 gaben die USA und Deutschland bekannt, ab 2026 diverse Mittelstreckensysteme hierzulande stationieren zu wollen. Die Bundesregierung begründete diese Entscheidung damit, es gelte eine Fähigkeitslücke gegenüber russischen Waffen zu schließen. Doch eine Fähigkeitslücke besteht hier nicht wirklich. Denn der Westen hat entsprechende luft- und seegestützte Systeme bereits in Europa. Stattdessen deutet alles darauf hin, dass es eigentlich darum geht, Überraschungsangriffe tief im russischen Raum durchführen beziehungsweise glaubhaft damit drohen zu können.
Diesen neuen Angriffsoptionen stehen beträchtliche Risiken gegenüber: Die Stationierungen hätten das Potenzial, das strategische (nukleare) Gleichgewicht ins Wanken zu bringen, eine neue Ära nuklearen Wettrüstens einzuleiten, die ohnehin bereits gefährliche westlich-russische Konfrontation weiter zu verschärfen. So sind sich auch alle Expert*innen – egal wie sie sich zur Stationierung positionieren – einig: Die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen verändert die strategische Balance zwischen der NATO und Russland erheblich. Russlands Reaktion könnte in der flächendeckenden Aufstellung von Waffensystemen entlang der inzwischen 2.500 km langen Grenze zur NATO bestehen. Bereits jetzt hat sie als erste Antwort auf die Ankündigung ihre eigene Nuklear-Doktrin geändert.
Die US-Waffensysteme verfügen über eine hohe Treffergenauigkeit und sind extrem manövrierfähig. Dies macht sie in Kombination mit ihrer hohen Geschwindigkeit – insbesondere die Hyperschallwaffe (Dark Eagle) soll bis zu Mach 17 (~21.000 km/h) erreichen – zu „idealen“ Waffen für einen Enthauptungsschlag auf die Moskauer Führungszentralen. Russland wird, ob berechtigt oder nicht, in seinen Planungen von einem solchen Szenario ausgehen, wodurch Deutschland zu einem zentralen Ziel werden kann.
Vorwarnzeiten sind reduziert, der verstärkte Rückgriff auf KI-Systeme könnte erwogen werden – all das erhöht die Gefahr von Fehlwahrnehmungen, die zu „versehentlichen“ Eskalationsspiralen zwischen den Atommächten führen und dabei die Stationierungsorte zu einem bevorzugten Angriffsziel im neuen Raketenschach machen können.
Diese Befürchtung scheinen viele Menschen zu teilen; erste Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung die Stationierung von Mittelstreckenraketen ablehnt. Erinnerungen an die Zeit der Pershing II-Stationierung werden wach.
Vortrag und Diskussion
Jürgen Wagner, *1974, ist Politikwissenschaftler und Historiker. Bei der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. ist er geschäftsführendes Vorstandsmitglied. In seinem Vortrag informiert er über die politischen und militärischen Auswirkungen der
für 2026 angekündigten Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland.
Der Vortrag soll Anstoß dazu geben, erneut miteinander ins Gespräch zu kommen:
- über Krieg und Militär, und über eine Welt,
die beides nicht braucht. - Und: ganz konkret über die Frage,
wie wir aus unserer ablehnden Haltung
gesellschaftliche Wirkmacht entstehen lassen
Wer heutzutage eine antimilitaristische
Perspektive einnimmt, läuft Gefahr, als
pro-russisch oder rechtsoffen etikettiert
zu werden. Wir Veranstalter*innen sind beides
ganz gewiss nicht. Im Gegenteil: uns verbindet eine klare Haltung gegen Nationalismus jeglicher Couleur; Kapitalismus und imperiale Lebensweise verstehen wir als Ursache der ineinandergreifenden Krisen. Krieg zu führen, damit zu drohen oder sich
dafür zu rüsten lehnen wir ab.
Sich nicht die Interessen derjenigen zu eigen
zu machen, für die Krieg nur die konsequente
Fortführung und Mittel ihrer Politik ist,
heißt keineswegs, unentschieden zu sein.
Es ist und bleibt notwendig, Partei zu ergreifen
für Menschen in Unterdrückung und Not.
Antimilitarismus steht auf der Seite derjenigen,
die unter den Folgen leiden, die schon zu Tausenden ihr Leben lassen mussten und die weiterhin
als „Menschenmaterial“ verbraucht werden.
Diese Haltung wollen wir in die
gesellschaftliche Debatte einbringen.
Willkommen
auf der Seite des Antimilitaristischen Bündnis Wendland!
Seit vielen Jahren gibt es diesen Zusammenschluss; mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der damit einhergehenden Militarisierung stehen wir vor Herausforderungen, denen wir uns stellen wollen so gut wir können. Wir sind konfrontiert mit einer Eskalation der Gewalt, die uns fassungslos macht - fassungslos, aber nicht hilflos. Die Informationen auf dieser Homepage sollen einen Eindruck dieses Bemühens vermitteln.
Eine gute, ständig aktualisierte Übersicht von Aktionen und Informationen in Sache Unterstützung von Flüchtenden findet sich hier.